Mittwoch, 24. Juli 2013

Kleiner Tipp...

... am Rande: Wenn ihr auf die Bilder klickt, könnt ihr euch sie als Fotogalerie anschauen. Ist angenehmer als Rumscrollen.

Ach du heiliger Martin!

Man wird hier dick! Wirklich! Schlimm sowas! Ich weiß nicht, wie die Franzosen bei all dem Essen schlank bleiben. Uns blieb nur ein Ausweg, um nicht zu verfetten, eine Sache die meiner Freundin Lisa und mir nicht eher wenig Begeisterung entlockt, weil sie anstrengend und trotzdem langweilig ist: Wir gingen wandern. in diesem Fall war es gar nicht so schlimm, weil wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt wurden, nämlich mit einem Blick auf die Abtei Saint Martin in den Pyreneen: 


Weitere Bilder vom Inneren der Abtei folgen. Für die Blumenfans unter uns (also mich) gibt's auch ein paar Klosterrosen ;) Für alle anderen... nagut, für euch gibt's noch ein paar Bergfotos.

Noch ein Château

Unser kleines Perpignan ist für zwei Dinge bekannt: Für das einmal im Jahr stattfindende Fotojournalismusfestival "Visa pour l'image" (DAS Festival in Europa!) und für seine kleine Burg. Hier sieht man sie mal angestrahlt. Zur Feier des Tages. Welche Feier es war, weiß ich nicht mehr. Das Burg-Illuminationsfest vermutlich. Ist auch egal. War auf jeden Fall hübsch: 






















Sie kann auch schwimmen (fotografieren)

Das Highlight meines Zeitungspraktikums bestand in einer europäischen Meisterschaft im Schwimmen, die ich fotografieren durfte. Da ich selbst noch nie wirklich Sport fotografiert hatte, hatte ich einen riesen Spaß daran, mich stundenlang am Beckenrand auszutoben (fotografisch natürlich) Und ein bisschen stolz bin ich auf das Ergebnis - und darauf, nicht ins Wasser gefallen zu sein. 






















Pressesprecher küsst man nicht. Oder doch?

So, nach der großen Nörgelei kann ich jetzt wieder schöne Geschichten erzählen. Denn derer gibt es ja auch einige. Fangen wir mit der Arbeit an. Die ist zwar meist langweilig. Manchmal erlebe ich aber auch Dinge, die mich doch etwas belustigen. Beginnen wir mit dem ersten Kontakt, genauer gesagt mit der Begrüßung.

Man möchte meinen, Deutsche und Franzosen seien gar nicht so verschieden. Aber irgendwie sind es doch. Ich merke das täglich bei der Arbeit. Es fängt morgens um 9 Uhr an. Da wird die ganze Redaktion geküsst. Auch von mir. 12 Leute. 24 Küsse. Das dauert. Wenn man durch ist, ist der Tag schon um. Aber ich hab mich dran gewöhnt. Mittlerweile finde ich auch nicht mehr seltsam, fremde Menschen zu küssen. Etwas irritiert war ich doch etwas, als ich zu meiner ersten Pressekonferenz musste. Denn da ging das Geknutsche fröhlich weiter.

Meist küsst man sich erst durch die (mir bis dato unbekannten) Kollegen anderer Medien, dann geht es an die Pressesprecher. Ob man sich namentlich vorstellt oder nicht, ist dann relativ egal. Hauptsache, man hat einmal die Wangen aneinander gedrückt. Nur wirklich wichtige Menschen (das kann man natürlich auch infrage stellen) reichen mir die Hand. Zum Beispiel der Staatsanwalt, der Polizeichef oder der Bürgermeister. Die sind - nebenbei bemerkt - bei so ziemlich jeder Veranstaltung anwesend. Denn so richtig viel anderes ist in so einer Kleinstadt nicht los. Zu schade nur, dass die Franzosen Essen und Arbeit strikt trennen. Sonst könnte man sich so schön mit dem Bürgermeister in seinem lustigen, knitterigen Leinenhemd durch diverse Häppchenbuffets mümmeln....

Aber zurück zum Küssen. Wichtige Regel, die ich mir nach meinem ersten Arbeitstag im Land der vielen Küsse zu Gemüte geführt habe: Die Lippen dürfen bei der Begrüßung nicht die Wangen berühren. Männer machen da Ausnahmen. Vor allem bei jungen, attraktiven Frauen...

Wo wir gerade beim Mund wären: Mein äußerst liebenswerter katalanischer Chef Antoine hat einen Schnurrbart:


Deswegen hat mein Rechner auch einen Schnurrbart (auch wenn man das denken könnte: ich habe mir das nicht ausgedacht): 


Und wo wir gerade bei meinem Rechner wären. Das ist mein Calimero (der stammt auch nicht von mir, ich habe ihn aber sehr ins Herz geschlossen): 


Sonntag, 21. Juli 2013

Nörgelpost

Neulich fragte mich ein Freund, ob denn alles toll sei bei mir in Südfrankreich. Ich würde immer so schöne Geschichten von schönen Ausflügen schreiben. Dann fügte er hinzu: "Naja, eigentlich kenne ich die Antwort schon." Und damit hat er Recht: Hier ist nicht alles schön und es macht nicht alles Spaß. Der Ärger, der Frust und die Zweifel, die ich hier durchlebe, gehören nun mal dazu. Warum sollte es einem auch fünf Monate lang gut gehen, nur weil man in einem anderen Land lebt? In Deutschland geht es einem ja auch nicht ständig gut. Das ist das Leben.

Ich habe lange überlegt, ob ich meinen Frust hier abladen sollte. Ich selbst würde lieber schöne Geschichten lesen und auch schreiben. Aber vielleicht hilft es ja, hier auch mal Luft abzulassen. Und heute ist genau der richtige Tag dafür. Also wird dies mein hoffentlich einziger Nörgelpost auf meinem Blog.

Also los geht's mit der ehrlichen Antwort auf die Frage "Wie geht`s?": Es geht mir nicht gut. Punkt. Ich bin jetzt seit exakt sechs Wochen in Perpignan und seit exakt zehn Wochen in Frankreich. Psychologisch gesehen ist es ganz normal, dass man nach so einer Zeit einen Durchhänger hat. Zuerst finden man alles toll, dann wird es anstrengend, dann gewöhnt man sich richtig ein und zum Schluss möchte man gar nicht mehr weg. So sieht oftmals die Anpassungskurve an ein neues Lebensumfeld aus. Ich denke trotzdem, dass dieser Ablauf nicht ganz auf mich zutrifft. Ich bin viel gereist und passe mich normalerweise schneller meinem Umfeld an. Hier allerdings habe ich meine Schwierigkeiten.

Die ersten vier Wochen in Montpellier waren großartig. Die Stadt ist sehr schön, ich hatte eine ganz fantastische Französischlehrerin und habe viele tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich viel unternehmen konnte. Als ich nach Perpignan kam, dachte ich zunächst, dass es mir hier auch so gehen würde. Die erste Woche war es auch so. Dann wurde ich krank. Zwei Wochen lag ich im Bett, drei Wochen fühlte ich mich hundeelend und fünf Wochen war mein Immunsystem am Boden. Ich konnte kaum etwas unternehmen und wenn ich doch mal unterwegs war mit Freunden, habe ich ein wenig gelitten. Nicht so dolle, weil ich ja Buddhistin bin, aber eben trotzdem dolle genug.

Langsam geht es mir gesundheitlich wieder etwas besser, dafür läuft hier sonst nichts so, wie es ich mir vorstelle. Dafür verantwortlich sind vor allem die deutsche und die französische Agentur, die diesen Aufenthalt organisieren. Schon lange, bevor ich nach Frankreich fliegen sollte, lief einiges mit der Organisation meines Praktikums schief. Zuerst sollte es nach Paris gehen, dann erst kurz vor Abflug hieß es, dass ich doch nicht nach Paris könnte. Auf einmal sollte ich nach Perpignan. Dort sollte ich eigentlich in einem Fotostudio arbeiten, was mein ursprünglicher Wunsch war. Dann auf einmal hieß es, ich sollte bei einer Zeitung arbeiten. "Nagut", dachte ich mir, "da kann man ja auch fotografieren".

An meinem ersten Arbeitstag wurde mir klar: Hier kann ich fachlich nichts lernen (später stellte sich auch heraus, dass ich auch sprachlich bei der Arbeit nichts lernen würde). Ich arbeite bei einer kleinen Lokalzeitung. Die Journalisten machen die Fotos für ihre Artikel selbst, was für mich heißt, dass ich keine Ansprechperson habe, die mir fotografisch etwas beibringen kann. Als die Kollegen merkten, dass ich genauso gut (oder schlecht) fotografiere wie sie, baten sie mich außerdem zu schreiben. Was ich eigentlich nicht vorhatte, weil ich ja hier war, um Fotografieren zu lernen.

Klar, durchs Schreiben kann ich theoretisch auch Französisch lernen, dachte ich mir, aber da die Kollegen keine Zeit und Lust haben, meine Texte Korrektur zu lesen, ist der Lernfaktor für mich gleich Null. Dann, vor zwei Wochen, stellte sich heraus, dass im Sommer so gut wie nichts zu tun ist. Das bekannte journalistische Sommerloch. Also sitze ich seit zwei Wochen acht Stunden pro Tag bei 35 Grad in einem stickigen, ranzigen Büro ohne Klimaanlage und tue nichts. Natürlich tue ich nicht nichts. Ich schreibe E-Mails, daddel im Internet herum, lese Nachrichten, übe Französischvokalbeln und schreibe Bewerbungen. Aber beruflich mache ich tatsächlich überhaupt gar nichts. Das treibt ein Arbeitstier wie mich in den Wahnsinn.

Hinzu kommt, dass die französische Agentur, die das Praktikum organisiert hat, sehr unzuverlässig ist. Alle, die ich kenne, die ihr Praktikum über eben diese Agentur organisiert haben, sind enttäuscht von der Betreuung. Ich will jetzt nicht alle Probleme aufzählen. Nur ein paar Beispiele: Geld, das von der Europäischen Union für unsere Transportkosten vor Ort bereitgestellt wurde, behält die Agentur für sich ein, statt es an uns weiterzugeben; obwohl ich für ein Einzelzimmer bezahlt habe, werde ich bald in ein Doppelzimmer zum gleichen Preis umziehen müssen; obwohl ich eine schwere Infektion hatte, wurde ich von der Agentur dazu gedrängt, zur Arbeit zu gehen. Dies sind nur ein paar Beispiele. Ich könnte noch hunderte anfügen.

Zu den organisatorischen Schwierigkeiten kommen noch weitere. Perpignan ist eine Stadt mit großen finanziellen Problemen. Die Arbeitslosenzahlen sind hier gigantisch hoch. Die Region lebt fast ausschließlich vom Tourismus, der aber nicht genügt, um alle Menschen in dieser Stadt zu ernähren. Außerdem befinden wir uns fast in Spanien, einem Land, das mit einer Jugendarbeitslosigkeit von fast 50 Prozent zu kämpfen hat.

Wenn ich in die Stadt gehe, habe ich das Gefühl, dass kaum eine Person arbeitet. Die Menschen wirken unglücklich, gelangweilt, frustriert und sind oftmals aggressiv. Junge, dynamische Menschen in meinem Alter gibt es in der Stadt so gut wie gar nicht. Stattdessen viele Männer und Frauen, die mit Mühe und Not ihren Kopf über Wasser halten.

Ich habe mit Obdachlosen gearbeitet und versuche für gewöhnlich, mit ihnen zu sprechen und eine persönliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Hier ist das unmöglich, da in jeder Straße, an fast jeder Ecke ein Mann oder ein Frau sitzt, der/die bettelt und bis zur Oberkante betrunken ist. Die Jugendlichen sind fast genauso betroffen. Viele von ihnen sitzen den ganzen Tag auf der Straße oder üben Kunststücke mit ihren Mopeds - bis sie sich den Schädel brechen. Mich belastet die Situation, weil ich nicht weiß, wie ich mit ihr umgehen soll. Aber wenn man es genau nimmt, habe ich nicht mal das Recht, diese Gefühle zu äußern. Denn ich bin ja nicht die, die hier die nächsten Jahre verbringen wird. Ich bin nicht 17 Jahre, habe keinen Schulabschluss und keine Aussicht auf Arbeit. Genauso schlafe ich bei 40 Grad in der glühenden Hitze am Straßenrand und habe einen fürchterlichen Kater von der letzten Flaschen Korn. Ich habe das unsagbare Glück, einen Studienabschluss zu haben und ich habe vor allem das Glück, in zwei Monaten diese Stadt wieder verlassen zu dürfen. Gut, ich bin materiell gesehen nicht reich und werde es die nächsten Jahre nicht sein, aber ich habe viele Dinge, die mich reich machen: Meine Familie, meine Freunde, meine Bildung, mein Besitz und vor allem alle wunderbaren Erfahrungen, die ich die letzten Jahre sammeln durfte.

Wo ich gerade über Freunde spreche: Ich habe kein Heimweh. Ich hatte glücklicherweise bisher nie Heimweh. Vielleicht liegt es daran, dass ich eh immer unterwegs bin und ein "Heim" sowieso schon lange nicht mehr hatte. Allerdings fehlen mir meine Freunde. Und ich fehle mir selbst. Ich bin die meiste Zeit über nicht ich selbst, seit ich hier in Perpignan bin. Ich habe keinen Spaß mehr am Alltag. Ich freue mich nicht auf die Arbeit; ich bin frustriert, weil mein Französisch sind so gut ist, wie es sein könnte; ich bin abends meist vollkommen erledigt und zu müde, um etwas zu unternehmen und ich fühle mich alles andere als zuhause hier. Hinzu kommt, dass ich hier nicht tanzen kann, weil im Sommer alle Tanzschulen geschlossen sind und es hier keinen einzigen Park in der Stadt gibt, in dem man joggen könnte.

Wir haben ein wunderschönes Haus, eine renovierte und sanierte französische Villa mit einer modernen Küche, einem großen Wohnzimmer und großen Badezimmern. Doch so richtig profitieren kann ich davon nicht. Wie ich schon mal erwähnt hatte, lebe ich mit sechs Italienern und zwei Irinnen zusammen. Wie sich kürzlich herausgestellt hat, mögen sich die Italiener nicht besonders. Was ich gut nachvollziehen kann, weil wir sehr unterschiedliche, sehr starke Charaktere im Haus haben. Ich bin sicher nicht einfach, doch meine Freunde wissen, dass man mit mir sehr gut zusammenleben kann, weil ich doch recht unkompliziert bin. Das wird wohl auch der Grund dafür sein, dass meine Mitbewohner meist zu mir kommen, wenn sie ein Problem haben. Dann koche ich für sie, bringe den Müll raus, höre mir das Gejammer über die anderen an, putze oder lasse sie meinen Computer benutzen, wenn ihrer wieder kaputt ist. Im Gegenzug darf ich mir von morgens bis morgens (nagut, von drei bis sieben Uhr ist meist Ruhe) italienisches Geschrei anhören. Ob es Streit ist oder einfach nur diskutiert wird, ob man Spaghetti oder Gnocchi zum Abendessen macht, weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Mich tangiert nur, dass es laut ist. Immer. Meine deutsche Freundin Lisa kommt uns schon gar nicht mehr besuchen, weil sie nach fünf Minuten schon wahnsinnig wird. Ich habe seit Wochen nicht mehr vernünftig geschlafen und jeder Versuch, etwas an der Situation zu ändern, ist im sizilischen Treibsand versackt.

Natürlich bedeutet all das nicht, dass ich keine schönen Dinge erlebe. Am Wochenende fahre ich oft raus auf die Dörfer oder ans Meer oder ich besuche Freunde in Montpellier. Oft ist meine liebe Lisa dabei, die mich gut ablenkt und eine ganz hervorragende Reisepartnerin ist. In zwei Wochen wird sie mich leider verlassen und wieder nach Deutschland fahren. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, wie es ohne sie sein wird. Aber zum Glück ist ja alles im Leben vergänglich. Die glücklichen genauso wie die unglücklichen Momente.

Dienstag, 2. Juli 2013

Ein Tag in Nîmes

Wir hatten das Glück einen Tag in Nîmes verbringen zu dürfen. So richtig viel kann ich zu der Stadt nicht sagen. Daher folgen jetzt Bilder. Wer sich fragt, wo die ganzen Tiere herkommen: In Nîmes war gerade Viehmarkt, als wir da waren :) 


Die Gemma, unsere liebe Spanierin. 


Ein Pferd. 


Zwei Pferde.


Ein Schaf unter vielen. 


Witzige Tiere. 


Noch mehr witzige Tiere. 


Da guckt wer. 


Nun aber Menschen. Hier: die Lili aus Hamburg. 


Noch ne Hamburger Deern: die Antje. 


Menschen in Arkaden. 


Louisa und ihr lustiger Beutel. 


Turm.


Schild.


Schrift.


Tür. 


Nochmal Antje. 


Äh. Ja. Muss mal nachschauen, wofür das gut war. 


Der kleine Felix aus Liechtenstein sucht den Weg. 


Hübscher Kanal.


Fenster. 


Mann mit Pott. 


Freunde. Von links: Gemma, Antje, Alain, Felix, Lili, Louisa, Dominik. 


Die Fischköppe. 


Kunst. 


Schwan. 


Park.


Felix, Antje, Alain. 


Stadt. Von oben. 


Park. Von oben. 


Antje. Von oben. 


Alter Mann mit kleinen Stühlen. 


Louisa. 


Antje und Gemma. 


Alain kriegt Geld (kommt schließlich aus der Schweiz).


Dominik. 


Lili hat nen Plan. 


Der kleine Felix. Leider krank.


Straße und Schild.


Schöne Pötte. 


Kroko.


Amphiteater. 


Amphiteater.


Nochmal Pferde.


Nochmal Felix. Nicht mehr so krank.